Was ist Profibus ?
Beim Aufbau einer Anlage
werden die Ein-/Ausgabebaugruppen gewöhnlich zentral in das
Automatisierungsgerät eingebaut. Bei größeren Entfernungen der Ein-/Ausgaben
zum Automatisierungsgerät oder zum PC kann die Verdrahtung sehr umfangreich und
unübersichtlich werden, elektromagnetische Störeinflüsse können die Zuverlässigkeit
beeinträchtigen. Um diese Dinge zu vereinfachen werden Feldbusse eingesetzt.
Profibus steht für Prozess
– Field – Bus. Dies ist ein sogenannter Feldbus. In die gleiche
Kategorie passen Bussysteme wie CAN – Bus, Interbus oder auch ASI-Bus.
Woher der Begriff
"Bus" stammt weis wohl keiner so genau. Wahrscheinlich ist er
angelehnt an das amerikanische Wort bus für Omnibus. Mit Hilfe eines Busses
"unterhalten" sich verschiedenste elektronische Geräte miteinander.
Die breiteste Anwendung finden Bussysteme natürlich in der Computertechnik, wo
teilweise bis zu 6 verschiedene Bussysteme in einem Gerät zum Einsatz kommen
(ISA, PCI, USB, parallele Schnittstelle, serielle Schnittstelle, AGP). Jedes
dieser Bussysteme hat bestimmte Eigenschaften welche für den jeweiligen, ganz
bestimmten Einsatzzweck genutzt werden. Die Komponenten welche Bussystem
ausmachen, sind erstens die elektrischen Eigenschaften wie Spannungspegel,
Frequenzen, Kabel. Vergleichbar bei der menschlichen Kommunikation mit Mund,
Schallwelle und Ohr. Zweitens sind dies bestimmte Protokolle, also die Software
welche die eigentliche Kommunikation sicherstellt, dies ist vergleichbar mit
der Sprache (deutsch, englisch, spanisch ), bei der menschlichen Kommunikation.
Wie lange gibt es Profibus
schon
Der Ursprung des Profibus
geht auf das Jahr 1989 zurück. In diesem Jahr wurde die Profibus Nutzerorganisation
kurz PNO ins Leben gerufen und die deutsche Prozess und Feldbusnorm (DIN E
19245 Teil 1 und Teil 2) verabschiedet. Ziel dieser Norm war es, ein
einheitliches Kommunikationssystem zu schaffen welches es ermöglicht, Geräte
verschiedener Hersteller miteinander kommunizieren zu lassen. Die Firma Siemens
forcierte den Einsatz dieses "Feldbussystems" mit ihrem Profibus –
kompatiblen L2 – Bus, dem Nachfolger des noch ziemlich schlappen L1 -Bus. Im
Jahre 1996 wurde der Profibus auch Europaweit (EN 50170) und im Jahr 2000
International (IEC 61158) genormt.
In diesen Normen sind
sämtliche Parameter festgeschrieben welche den Profibus ausmachen. Jeder der
ein Profibus taugliches Gerät bauen will, kann dies unter Anwendung dieser
Normen tun.
Welche Eigenschaften hat
Profibus ?
Was kann ich mit Profibus
machen ?
Es können kleine bis
mittlere Datenmengen zwischen den unterschiedlichsten Geräten ausgetauscht
werden und dies ziemlich schnell. Grundsätzlich gilt: Je mehr Daten über den
Bus gesendet werden, desto länger dauert es bis alle angeschlossenen Geräte
einmal durch sind. Für die unterschiedlichsten Anwendungsfälle existieren
ebenso unterschiedliche Arten von Profibus-Protokollen:
Profibus FMS
Fieldbus Message Specification
(FMS) dies Protokoll macht es möglich zwischen zwei Mastern vereinbarte
Variablen auszutauschen. Es bildet sozusagen ein Client – Server System nach.
Diese Art von Kommunikation erfordert "Intelligente"
Kommunikationspartner, ist aber geeignet größere Datenpakete über den Bus zu
versenden.
Profibus DP
DP steht für Dezentrale
Peripherie. Dies ist ein reines Master – Slave Protokoll. Diese Art von
Kommunikation ist die am meisten verbreitetste. Es werden Peripheriesignale wie
Eingänge oder Ausgänge schnell übertragen.
Profibus PA
PA für Prozess Automation
ist eigentlich eine komplett andere Technik von Bussystem. Es ermöglicht den
Datenaustausch und gleichzeitig die Energieversorgung des angeschlossenen
Slave´s über die zwei Adern des Buskabels.
ProfiDrive,
Zum Ansteuern von bis zu 12
Achsen gleichzeitig mit einem Buszyklus. Dies ist beispielsweise notwendig um
einen Portalkran, welcher über vier angetriebene Räder verfügt, geradeausfahren
zu lassen. Wären hierfür vier Buszyklen notwendig ergäben sich durch die
zeitlich versetzten Befehle welche die Antriebe erreichen, zwangsläufig
Richtungsabweichungen.
ProfiSave
(untermenge von DP)
Anschluß von Not-Aus
Schaltern direkt an den Proifbus. Diese Technologie kann bis Anforderungsklasse
6 (DIN21250) angewandt werden. Über ein normales Buskabel wird die
Kommunikation zwischen besonders ausgeführten Peripheriebaugruppen abgewickelt.
Wie funktioniert Profibus
Das Rückrat für den
Profibus bildet das Kabel. Diese Zweiaderleitung verbindet mindestens zwei
serielle Schnittstellen. Die Spezifikation für diese Schnittstellen lautet
"RS 485". Ein Verwandter dieser Schnittstelle ist die "RS
232" Schnittstelle die an jedem Personal – Computer zum Anschluß des Modem
oder in früheren Zeiten, der Maus vorhanden ist. Die
Schnittstellenspezifikation RS484 kommt sowohl beim Interbus, beim CAN-Bus als
auch bei der MPI-Schnittstelle der S7 - SPS zum Einsatz. Der Vorteil der RS 485
ist, das diese nicht mit absoluten Spannungspegeln arbeitet sondern mit
relativen. Im Klartext: sollte eine Störspannung auf das Kabel einwirken,
bleibt die Signalspannung immer gleich (zumindest in den meisten Fällen). Das
Prinzip ist einfach: Bedeutet bei einer absoluten Signalspannung (gemessen
gegen ein Bezugspotential) 5V = EINS und 0V = NULL wird bei der RS 485
Schnittstelle die Spannungsdifferenz zwischen den beiden Adern der Leitung
gemessen. Wirkt eine Störung auf die Leitung, wird der Spannungspegel beider Adern
gleichmäßig angehoben, aber die Spannunsdifferenz bleibt gleich. Ein weiterer
Vorteil der RS 485 gegenüber der "normalen" seriellen Schnittstelle
ist die Möglichkeit mehr als zwei Stationen miteinander an ein Kabel
anzuschließen.
Dadurch das der Profibus
ein serieller – Bus ist, ist es auch relativ unkompliziert möglich das
Kupferkabel gegen ein Lichtleiterkabel auszutauschen. Es werden lediglich zwei
LWL-Fasern benötigt: Eine zum Senden, und eine zum Empfangen. Würde man
beispielsweise die paralelle Druckerschnittstelle als Lichtleiter ausführen
bräuchte man schon 18 Fasern.
Der Profibus ist ein Multimaster System. Ein
Master ist eine aktive Station am Bus. Das heißt er kann selbständig Daten
senden und empfangen. Multimaster bedeutet das an einem Bus mehrere Master
betrieben werden können. Die Unterhaltung zwischen diesen Mastern wird über ein
sogenanntes "Token" geregelt. Jeder "aktive" Busteilnehmer
d.h. jeder Master bekommt für eine gewisse Zeit das Token und hat für eben
diese Zeit die Kontrolle über den Bus. Das heißt er darf solange senden und
empfangen wie er lustig ist und Zeit hat. Ist seine Zeit abgelaufen, erhält der
nächste Master das Token. Wie lange und wer in welcher Reihenfolge das Token
erhält, ist in der Profibus-Spezifikation genauestens festgelegt und
funktioniert im allgemeinen ohne zutun eines Ingenieurs. Während ein Master das
Token besitzt fragt er seine Slave´s ab und versorgt diese mit neuen Daten. Ein
Slave ist eine Station am Bus welche nicht selbständig Daten senden oder
empfangen kann, es ist ein passiver Busteilnehmer. Slaves "warten"
bis sie gefragt werden und senden auf eine Aufforderung hin ihre Daten zu ihrem
Master.
Der Fachbegriff für eine
Solche Art von Kommunikation lauter: "Token.passing mit unterlagertem
Master – Slave".
Wie schnell ist der Profibus ?
Zur Angabe der
Geschwindigkeit mit der Daten über den Bus übertragen werden, wird die
Reaktionszeit herangezogen. Dies ist die durchschnittliche Zeit, die zwischen
der Änderung eines Eingangs und der dazugehörigen Änderung eines Ausgangs
vergeht.
Auszug aus dem Handbuch
"dezentrales Peripheriesystem ET200" von Siemens:
Die durchschnittliche
Reaktionszeit von PROFIBUS-DP beträgt bei folgenden
Bedingungen ca. 1 ms:
Hierzu folgende
Erläuterungen:
1 ms ist eine tausendstel
sekunde.
Realistische
Reaktionszeiten sind 10 bis 100 mal länger.
Die durchschnittliche
Zykluszeit einer S7-414 2 liegt zwischen 20 und 40 ms.
Die übliche
Übertragunsgeschwindigkeit bei Profibus in der Verfahrenstechnik sind 1500 kBit
/ sec das heist in einer Sekunde können 1.536.000 Bit´s übertragen werden (für
Elektriker: ca 1,5 MHz).
Je nach Baudrate
(Geschwindigkeit bei der Datenübertragung), Anzahl der zu übertragenden Daten
und Zykluszeit der SPS, ändert sich natürlich auch die Reaktionszeit.
Bei PROFIBUS-DP sind
Baudraten von 9,6 kBaud bis 12 MBaud möglich, bei PROFIBUS-FMS von 9,6 kBaud
bis 1,5 MBaud.
Wie kann ich Fehler feststellen
Sollte ein Bussystem nicht
korrekt funktionieren, helfen nur spezielle Geräte und Software dem Fehler auf
den Grund zu kommen.
Es kann grundsätzlich
zwischen zwei Fehlerarten unterschieden werden: Fehler in der Busphysik, also
der Hardware und Fehler in der Kommunikation also der Parametrierung. Um
Fehlern auf die Spur zu kommen sollte zunächst sichergestellt sein, das alles
richtig gemacht wurde. Beliebte Fehler sind:
Sollte eine Kontrolle aller
dieser Dinge nicht zum Erfolg führen und auch das studium der Handbücher nichts
bringen, helfen nur erwähnte spezielle Geräte weiter. Beispielsweise ein
Kabelmessgerät welches das eingesetzte Buskabel vermisst und auf Fehlerquellen
hinweist.
Sollte der Bus laufen und
dennoch keine Kommunikation zustandekommen bieten die Diagnosefunktionen welche
ein Profibusteilnehmer zur Verfügung stellt, Abhilfe. Diese Funktionen kann man
beispielsweise bei Step 7 über den Hardwareeditor abrufen, auch Com-Profibus
bietet eine ziemlich komfortabel Art einzelne Busteilnehmer zu diagnostizieren.
Stehen solche Hilfsmittel nicht zur Verfügung ist es möglich die
Diagnosefunktionen über selbstgeschriebene Software oder mittels Standard – Funktionsbausteinen
aus dem SPS-Programm auszuführen.
Wie wird ein (Profi-)Bussystem
aufgebaut
Um einen Profibus
aufzubauen benötigt man mindestens einen sogenannten "Master" und
mindestens einen sogenannten "Slave". Master sind die
"intelligenten" Busteilnehmer welche die Ihnen zugewiesenen
"dummen" Slaves mit Daten versorgen und Daten von ihnen abholen.
Master können PC´s oder SPS’en mit einer entsprechenden Kommunikationsbaugruppe
sein. Slaves können alle möglichen Geräte wie Regler, Frequenzumrichter,
Wägecontroller, Anzeigegeräte usw. sein, aber auch SPS’en können als Slave am
Bus betrieben werden. In welcher Reihenfolge die Geräte am Bus angeschlossen
sind spielt keine Rolle! Der Master kann, anders wie auf dem folgenden Bild
auch zwischen zwei Slaves sitzen.
All diese Geräte werden mit
einer geschirmten Zweidrahtleitung untereinander verbunden welche an ihrem
Anfang und an ihrem Ende mit einem Abschlußwiederstand versehen werden muß. Die
Abschlußwiederstände sind entweder in den Busanschlußsteckern oder in den
Geräten selbst vorhanden und können an- oder abgeschaltet werden. Jder Slave
erhält per Dippschalter oder Konfigurationsmenü eine eindeutige Adresse. Dies
ist eine Zahl zwischen 1 und 126. Der Master wird mit einer Parametrierung
versehen, in welcher im wesentlichen der Bustakt angegeben und für jeden ihm
zugewiesenen Slave eine Peripherieadresse angegeben wird. Unter dieser
Peripherieadresse können dann die Daten des Slave’s in der SPS, ausgelesen oder
geschrieben werden. Da der Master ja genau wissen muß um wieviel und was für
Slaves er sich kümmern muß, wird zu jedem Slave eine sogenannte GSD-Datei
mitgeliefert. Diese Datei wird von dem Parametrierprogramm benutzt um den
Master mit den notwendigen Daten zu versorgen.
Stichpunkte:
GSD-Dateien
In einer
Gerätestammdaten-Datei (GSD-Datei) ist die Geräte-Beschreibung eines
ProfibusDP-Slave, in einem einheitlichen Format gemäß EN 50 170, Volume 2,
PROFIBUS, hinterlegt. Anhand der Informationen aus diesen Dateien ist es dem
Parametrierprogramm möglich dem Profibus-Master mitzuteilen welche Slave´s er
bedienen muß. GSD-Dateien befinden sich im COM PROFIBUS im Verzeichnis
"\GSD" bzw. "\FMSGSD". Bei Step 7 werden diese Dateien mit
dem Menübefehl Extras > Neue GSD installieren eingebunden.
Welcher Aufbau (Bustopologie) ist
möglich
Grundsätzlich ist bei
Profibus nur eine Linienstruktur vorgesehen (Bild 1). Benötigt man,
beispielsweise aus Entfernungsgründen einen Sternförmigen Aufbau, setzt man
Repeater ein. Diese Geräte verzweigen den Bus und bauen so einen, oder mehrere
neue Busstränge auf. Repeater benötigen keine Busadresse oder Parametrierung.
Quellen und
weiterführende Artikel:
http://www.profibus.com
Profibus Organisation
Siemens Handbuch:
Dezentrales Peripheriesystem ET 200
Siemens Handbuch: COM
PROFIBUS
Siemens Handbuch CP5431FMS